16. Spieltag: SV Darmstadt 98 - SSV Jahn Regensburg

Nach neun Spielen ohne Sieg empfängt der SV Darmstadt 98 im Rahmen des 16. Spieltags am ersten Adventssonntag, 3. Dezember, 13.30 Uhr, den SSV Jahn Regensburg.

Die Älteren unter uns erinnern sich noch: Es war der 17. September 2017, als unsere Lilien letztmals zu einem dreifachen Punktgewinn kamen. Danach folgten in Summe fünf Unentschieden und vier Niederlagen. Was auf den ersten Blick nach einem dramatischen Absturz ans Tabellenende aussieht, relativiert sich beim Blick auf die Tabelle. Denn immer wieder bewahrheitet sich das, was von Saisonbeginn an quasi als Motto über Liga zwei schwebt: Jeder kann jeden schlagen – nur für Düsseldorf und Kiel sowie Lautern scheint das nicht so ganz zuzutreffen. Deshalb ging es von Platz zwei nach dem sechsten Spieltag (aber hallo, Platz zwei – standen wir wirklich mal so weit oben?) „nur“ runter auf Platz 13.

Dennoch nur ein schwacher Trost für die Anhänger der 98er. Denn es tat weh, was sie bei den Spielen seit Mitte September mit anschauen mussten: Kaum ein Spielsystem erkennbar, ein Spielaufbau, der diesen Namen wahrlich nicht verdient hat, schwer nachvollziehbare Personalentscheidungen – und bisweilen ein eklatanter Mangel an Einsatzbereitschaft. Dazu kamen Verletzungen wichtiger Spieler (Daniel Heuer Fernandes, Peter Niemeyer, Felix Platte: Ihr fehlt an allen Ecken und Enden!) und individuelle Fehler auf dem Platz – mit schwerwiegenden, sprich: punkterelevanten Folgen. War es bei einigen Partien so, dass unsere Lilien im Wechsel schwache und halbwegs ordentliche Halbzeiten auf den Platz brachten, wurde gegen Sandhausen der absolute Tiefpunkt erreicht: 90 Minuten lang nichts, einfach gar nichts.

Umso erstaunlicher und umso besser dann der Auftritt bei Union Berlin mit einer phasenweise durchaus ansprechenden Partie, die um ein Haar aus Versehen sogar gewonnen worden wäre, wenn es nicht dieses Slapstick-Eigentor in buchstäblich letzter Sekunde der ziemlich langen Nachspielzeit gegeben hätte (Andy Brehme lässt grüßen: „Haste Sch… am Fuß“). Die Treffergenauigkeit, die der unglückliche Fabian Holland da hatte, hätte ich ihm vorher bei seiner Riesenchance zum 4:2 von Herzen gewünscht. Möglicherweise wäre ein Dreier nicht mal völlig unverdient gewesen, auch wenn das Remis wohl ebenso in Ordnung geht.

Und was sollen wir von dieser Achterbahnfahrt jetzt halten? Müssen wir uns mit der Sandhausen-Malaise abfinden und das Union-Spiel als Ausnahme von der Regel betrachten? Oder wird umgekehrt ein Schuh daraus: Sandhausen als Ausrutscher und die Partie in Berlin als Richtschnur? Ich wäre ja für letzteres – aber wen interessiert das schon

Auf jeden Fall haben wir jetzt, vor dem 16. Spieltag, alle „dicken Brocken“ überstanden, wenn man denn tatsächlich die hoch gehandelten Clubs als die „dicken Brocken“ ansieht. Das ist immer eine Frage der Perspektive. Regensburg und Aue, unsere nächsten Gegner, mögen zwar nicht ganz so hoch gehandelt werden wie andere – umso wichtiger aber ist es, in diesen beiden Spielen zu punkten. Sonst stecken wir nämlich endgültig ganz unten drin. Deshalb nicht nur aus psychologischen Gründen bitte auch in mindestens einem Fall ein Dreier.

Gegen den Jahn wird das allerdings sehr, sehr schwer. Warum? Erstens, weil die Regensburger genau das auf den Platz bringen, was wir bei unseren Lilien irgendwie allzu oft vermissen mussten: Eine klare Spielidee, blitzschneller Spielaufbau mit Zug zum Tor, ungebremster Einsatz und Leidenschaft. Zweitens, weil wir schon in der ersten Pokalrunde gesehen haben, wie schwer es ist, gegen den Jahn zu spielen. Drittens, weil unsere Gäste gerade einen ziemlichen Lauf haben. Und viertens, weil ein Blick auf die bisherigen Ergebnisse nun auch alles andere als Mut macht:

Insgesamt 21 Mal sind die 98er und Regensburg schon aufeinandergetroffen – 13 Mal ging der Jahn als Sieger vom Platz, nur fünfmal die Lilien. Die Begegnungen lassen sich zeitlich in drei große Blöcke einteilen: In der 1970er Jahren gab’s sechs Spiele, darunter gerade mal ein Erfolg der 98er. In der ersten Hälfte der Nullerjahre ging’s in der Regionalliga Süd zehnmal gegeneinander – darunter zwei Siege der Lilien, aber auch zwei Packungen, als Regensburg die 98er mit 7:2 und 5:0 nach Hause schickte. Abschnitt drei folgte dann ab 2011 in Liga drei mit vier Partien, von denen wir wieder nur eine für uns entscheiden konnten.

Wenn uns also schon ein Blick auf die bisherigen Ergebnisse keinen Mut machen kann, dann vielleicht die Statistik: Der Marktwert unseres Kaders ist in etwa als doppelt so hoch wie der des SSV – und zwar sowohl der Gesamtmarktwert als auch der Durchschnitts-Marktwert des einzelnen Spielers. Das Durchschnittsalter des Kaders ist nahezu identisch, aber wir haben mehr A-Nationalspieler und mehr Jugend-Nationalspieler als unsere Gäste. Zugegebenermaßen sind das aber alles keine wirklich spielentscheidenden Faktoren. Also bleibt mein Pessimismus.

Hinzu kommen die nicht nur bei mir vorherrschenden Zweifel an Trainer Torsten Frings. Nach dem Sandhausen-Debakel habe ich für eine Trennung plädiert – und solange keine deutliche und nachhaltige Besserung eingetreten ist, bestehen meine Zweifel weiter. Berlin war unter diesem Gesichtspunkt sicher ein Fingerzeig in die richtige Richtung, mehr aber wirklich noch nicht. Hoffen wir also inständig darauf, dass die Lilien trotz aller Skepsis am ersten Adventssonntag einen Dreier holen und damit nicht nur ein, sondern gleich drei Lichtlein anzünden dürfen.

Übrigens: Auf ein Wiedersehen mit Uwe (Süd-)Hesse dürfen die Lilien-Fans nicht wirklich hoffen, er kam in dieser Saison beim Jahn noch kein einziges Mal zum Einsatz.

Unseren Gästen aus Regensburg eine gute An- und Heimreise! Auf ein faires und spannendes Spiel am Böllenfalltor.
This contribution was last edited by Lilienfieber on Nov 26, 2017 at 4:22 PM hours